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"Killerspiele", "Gewaltverherrlichung" und anderer Murks

Seit Winnenden (ja, es gibt tatsächlich eine Stadt, die so heißt und die hat nicht nur eine Schule, sondern da ist richtig 'ne Stadt drumrum gebaut - boah!) hört man ja von nichts anderem mehr als Ausräumung der "gewaltverherrlichenden Killerspiele" da und Verbot der ESL Pro Series LAN-Party (sozusagen die Bundesliga der "Killerspiel"-Spieler) dort.
Da fragt man sich: haben die denn einen an der Waffel? Wie kann man sich von den Medien nur so die Meinung bilden lassen? Bisher konnte noch kein einziger sinnvoller Zusammenhang zwischen dem Spielen von Spielen mit Gewalt (und nur das sind sie!) und dem Ausüben von Gewalttaten im echten realen Leben gefunden werden. Fakt ist nur eins: wer reale Gewalt mag, der ist empfänglicher für Spiele mit Gewalt. Doch im Umkehrschluss muss das nicht heißen, dass jeder, der ein Spiel mit Gewalt spielt, auch reale Gewalt mag (analog: jedes Toast ist ein Brot, aber nicht jedes Brot ein Toast). Die Medien vergessen das aber gern, bzw. haben sie es noch nicht mitbekommen.
Auch lustig: jedes mal, wenn von "gewaltverherrlichenden Killerspielen" im Fernsehen oder sonstwo die Rede ist, wird automatisch ein Video von Counter Strike eingeblendet, bzw. das Spiel in einem Atemzug genannt. Warum bezieht man sich auf eins der taktisch anspruchsvollsten, am wenigsten Gewalt verwendenden Spiele? Die Antwort ist einfach: das Spiel wurde schon so oft fälschlicherweise ins Visir genommen, dass die Leute, die noch nie ein Computerspiel auch nur in der Hand hatten, nur dieses eine Spiel kennen und es mit dem Ausbund des Bösen gleichsetzen. Meiner Meinung nach reicht es bereits aus, Spiele zu indizieren, oder sogar, wie im Beispiel von Soldier of Fortune, zu beschlagnahmen. Derartige Spiele, in denen es nur um das Abtrennen von Körperteilen und um Blutorgien geht und der Spielspaß sich einzig und allein aus den Schlachtfesten zusammensetzt, können meiner Meinung nach wirklich ihrer Daseinsberechtigung beraubt werden (was ja auch schon geschieht). Bei dieser Art Spiel kann man schon davon ausgehen, dass sie den Tatbestand der Gewaltverherrlichung erfüllen.
Doch nun sehen wir uns das mal für Counter Strike an: in diesem Spiel lebst du, oder du bist tot. Ein bis zwei Treffer, mehr hält der Charakter, den der Spieler führt, meist nicht aus. Abgetrennte Gliedmaßen oder Bluteffekte sucht man vergebens in der offiziellen, online spielbaren Version. Wo ist die Gewaltverherrlichung oder Gewaltverharmlosung? Es wird Gewalt ausgeübt, keine Frage, schließlich schießt man ja auf virtuelle Menschen. Doch hierin kann ich nicht erkennen, wo dabei grausame oder unmenschliche Verhaltensweisen zutage treten, die die Menschenwürde verletzen. Würde bei einem Kopfschuss dem Gegner selbiger explodieren und eine Blutfontäne in den Himmel schießen, während der Getroffene noch ein wenig herumrennt... ok, dann weg mit dem Schund, wie es z.B. bei Manhunt passiert ist. Doch trifft man in Counter Strike einen Gegner, fällt er zu Boden. Das wars. Keine Sterbeanimationen, keine Knirschgeräusche, nichts. In der deutschen Version verschwindet die Leiche sogar nach kurzer Zeit.
Man kann noch lange und viel über das Thema schreiben, aber ich bin gerade etwas kränklich und werde deshalb hier an dieser Stelle abbrechen. Schreibt mir doch mal, was ihr so von der aktuell wieder entflammten Diskussion um "Killerspiele" haltet.

3 Kommentare

Linear

  • *
    Chris  
    Das "Lustige" ist doch, waehrend am Nachmittag noch alle ueber die ach so boese Gewalt im TV laesterten, am Abend sich die A- B- und C-Promis um den Boxring versammelten und genuesslich zuschauten, wie da zwei Typen sich ordentlich die Fresse polierten. (sry. fuer den Klartext)

    Aber das ist doch alles nur eine abstruse Heuchelei.

    Genauso könnte man Brot verbieten wollen. Immerhin hat auch jeder Straftaeter irgendwann mal Brot gegessen.
    • *
      Sebi  
      Das ist ein toller Punkt :-D. Wenn mans recht bedenkt, sind die Langzeitwirkungen von Getreide auf den menschlichen Organismus bisweilen noch ein äußerst unerforschtes Gebiet.
      Immerhin, die Berichterstattung ist auf einmal zum Erliegen gekommen. Jetzt gehts wieder um das Übliche, als Saufpartys und Prominente.
  • *
    Immer-wieder-die-selben-Experten  
    Bis zum nächsten Amoklauf, wenn die öffentlich-rechtlichen Sender wieder Ihren einen Experten für Gewalt in den Medien herausholen. Den Herren aus Niedersachen, der auch gerne mit Herrn Schäuble alles verteufelt. Kann Schäuble's Terrorgefahr und Sicherheitshysterie eingentlich auch ein Auslöser von Gewalt sein?

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