Kellerhaus in Chemnitz - Restaurantkritik
Geschrieben von am Noch keine Kommentare
Heute war ich im Kellerhaus im Restaurantviertel von Chemnitz am Schlossberg. Der Schlossberg selbst bietet eine wunderbare Umgebung für das beschauliche Kellerhaus. Das Haus selbst nennt sich "das älteste Lokal von Chemnitz" und bietet rustikales Holzbalken-Flair mit altehrwürdigen Doppelglasfenstern im Fachwerkhaus. Bei der Sanierung wurde darauf geachtet, möglichst viele der alten Holzkonstruktionen im Original zu erhalten, sowie auch das Mauerwerk. Doch bietet das Kellerhaus auch geschmacklich mehr, als bunte Blumenkinderfiguren in den Zwischenräumen der Fenster?Die Kellnerin war schnell zur Stelle, um erstmal die Getränkebestellungen aufzunehmen und nach längerer Bedenkzeit Dank der gigantischen Auswahl der Karte wurde dann gewählt.
Ich bestellte eine Waldpilzsuppe sowie die Lammpfanne 'Kellerhaus' (Lammgeschnetzeltes mit Rösti), meine Eltern bestellten ebenfalls die Suppe, sowie Rumpsteak mit Speckbohnen und Züricher Leckerli (Spätzle mit Sahnesoße und Hollondaise sowie 2 Schweinesteakmedaillons). Das sollte man einbeziehen, wenn man sieht, wie lange die Speisen benötigt haben.
Trotzdem, die Suppe ließ - auch, wenn in der Karte steht, dass alles frisch zubereitet wird - 30 Minuten auf sich warten, was ich als zu lange empfinde. Die Aufmachung der Suppe war in einem sehr großen Teller mit einer kleinen Vertiefung und einer Verzierung mit knackigen Petersilieschnipseln ausgezeichnet. Auch war auf dem Teller mit einer dunklen Soße ein kleines Zierkringel gezeichnet worden. Das machte wirklich was her.
Der Geschmack entschädigte für die lange Wartezeit. Es waren zwar keine Pilze mehr in irgendeiner Urform erkennbar, aber zumindest befanden sich Fäden verschiedenster Konsistenzen in der Suppe. Die Suppe bekam dadurch eine leicht gulaschartige Konsistenz, sämig und durch die Fäden irgendwie flockig. Vom Pilzgeschmack her jedenfalls wirklich gut, wenn ich mir auch gewünscht hätte, noch ein paar Pilze in der Suppe erkennen zu können.
Eine weitere halbe Stunde später, was deutlich zu lange ist, kamen dann die Hauptspeisen an. Seit unserer Bestellung war also bereits eine Stunde vergangen und der Magen knurrte - trotz fein angericheter Suppe. Das Lammgeschnetzelte und die Rösti waren in einer kleinen gusseisernen (und glühend heißen!) Pfanne angerichtet und auf einem Holzteller serviert, damit man sie irgendwie bewegen konnte. Auch hier gibt es für die Art des Anrichtens nur Positives. Die zwei knusprigen Rösti standen in der Pfanne, davor ein paar Salatblätter verschiedener Art (endlich mal keine Weißkraut- und Möhrenraspel, wo sie nichts zu suchen haben!) und dann gut aufgefüllt mit dem Lammgeschnetzelten in einer feinen dunklen Soße.
Dann die erste Kostprobe vom Geschnetzelten: oh... erster Eindruck: irgendwie griechisch. Die Würze erinnerte sehr an das letzte Essen beim Griechen. Damit hatte ich nicht ganz gerechnet, immerhin ist es doch ein deutsches Restaurant. Doch mit dem Geschmack konnte ich mich dann gut anfreunden, auch wenn es immer mehr an Gyros erinnerte. Was allerdings gar nicht ging, war die Verliebtheit, die herauszuschmecken war. Nun wusste ich auch, warum keine Salz- und Pfefferstreuer auf den Tischen standen: man brauchte einfach keine. Das Lammgeschnetzelte war nicht versalzen, aber sehr salzig, so dass ich mein Spezi oft zum Nachspülen verwenden musste. Ich bin da nicht ganz so empfindlich, doch wer es nicht so salzig mag, hätte es vielleicht zurückgehen lassen. Mit den Rösti konnte man zum Glück gut gegensteuern. Diese waren nur sehr leicht gesalzen und sehr knusprig ausgebacken: perfekt! Sie haben schön kartoffelig geschmeckt, ohne wie Kartoffelbrei zu sein.
Ich habe zudem auch mal beim Rumpsteak (medium) mit Speckbohnen gekostet. Da ich letztes Wochenende in Prag war (darüber berichte ich noch), muss ich ganz ehrlich sagen, dass das Rumpsteak des Kellerhauses überhaupt nicht an das herankommt, das ich in Prag gegessen habe. Wer 13,90 € für ein Rumpsteak verlangt, der muss es auch gut zubreiten können. Das Steak war zwar ein 200g-Stück und damit sowieso nicht besonders groß, doch man hätte es wenigstens nicht wie eine Briefmarke schneiden sollen. Durch die Flachheit hat es auch nichts genützt, dass es schön zartrosa gebraten war. Es war trotzdem irgendwie trocken, weil es keinen richtigen Kern mehr hatte. Es war eher wie gefärbt: zwar zartrosa, aber geschmacklich wie durchgebraten. Die Speckbohnen waren hingegen in Ordnung: noch mit Biss, mit schöner Farbe und knusprigen Speckstückchen - lecker.
Als Fazit habe ich zu sagen: das Kellerhaus ist urgemütlich, das Licht schön gedämpft, die Toiletten sind sauber und das Essen ist gut. Trotzdem sind die Preise gehoben und die getesteten Speisen lediglich gut, aber nicht hervorragend. Das Fehlen von Pfeffer- und Salzstreuer empfinde ich als merkwürdig, doch Dank des mittleren Übermaßes an Salz war das zumindest nicht nötig. Allerdings würde ich eher nachsalzen wollen, wenn ich die Wahl habe. Wenn ich eine Punktwertung geben müsste, gäbe es 7 von 10 Punkten.