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Noch mein Senf zum Verbot der "Zeitungszeugen"

Ihr habt es sicher schon häufig gelesen, dass die Nachdrucke der Nazi-Zeitungen in Deutschland kurzerhand verboten worden sind. Unter den geplanten Faksimile-Nachdrucken befanden sich Ausgaben des "Völkischen Beobachters", "Der Angriff", "Vorwärts", "Das Reich" und noch einige mehr, von denen man im Geschichtsunterricht mal gehört hat und das wars.
Verboten wurde der Nachdruck wegen angeblicher Urheberrechtsunklarheiten und der Verwendung der Nazi-Symboliken (Hakenkreuz, SS-Rune/Wolfsangel, ...). Dass man einfach nur Angst davor hat, dass Neo-Nazis diese Zeitungen lesen und sich in ihrem Glauben bestärkt fühlen könnten, wurde dann später noch von den Medien hineininterpretiert.
Doch denkt man da draußen und vor allem in den Bayerischen Gerichtssälen wohl, dass die paar Zeitungen gleich einen ganzen Staat zu Neo-Nazis konvertieren könnten. Nur wegen dieser paar hundertstel Prozent der Menschen darf ich mich also nun nicht geschichtlich weiterbilden? Mich würde brennend interessieren, welchen Schrott man damals in die Zeitungen geschrieben hat und natürlich auch die Erklärungen der Geschichtsprofessoren, die im Beiblatt dazu schreiben. Dafür, dass diese Art der Information über die Nazi-Zeit und deren individuelle Aufarbeitung ankommen, hat man ja schon Beweis dadurch, dass die Auflage der Nachdrucke wesentlich höher war als die der damaligen Originalblätter.
Ich finde es benachteiligend, nur wegen der paar Neo-Nazis als normaler Bürger die persönliche Aufarbeitung der Nazizeit verwehrt zu bekommen. Und das sage ich, der sich in Geschichte immer gerade so auf seine 4 retten konnte. Endlich mal etwas, wo ich nicht nur willkürliche Zitate aus den damaligen Medien nachlesen kann, sondern das komplette Exemplar des Schunds. Zum Lesen, amüsieren, wundern und begreifen.

3 Kommentare

Linear

  • *
    Leonard Goldmann  
    Gut gebrüllt Löwe!

    Eine Einschätzung und Darstellung der es eigentlich nichts hinzu zu fügen gibt!

    Keine Macht den Nazis ist hier leider wirklich kein Begriff. Bewusst kann einem das in eben einem solchen Moment werden...
    • *
      Sebi  
      Nach dem, was man bisher so über den Rechtsstreit zwischen dem Herausgeber McGee und dem Bayerischen Finanzministerium (das die Nachdrucke wegen der Urheberrechtsfragen hat verbieten und die ausliegenden Exemplare einziehen lassen) lesen konnte, scheint McGee erfolgreich zu sein. Ich werde diesen Schlag gegen die Willkür mit Freude erwarten.
  • *
    Bayerische-Minsterien-haben-eine-fragwürdige-Rechtsauffassung  
    Es ist höchst fraglich, ob der Freistaat Bayern überhaupt die Urheberrechte an solchen Texten besitzt. Nach 70 jahren erlischt das Urheberrecht nach deutschem Recht. Die Argumentation des Freistaates, dass durch Besatzungsrecht die Rechte aug Ihn übergegangen seien, wurde leider nie juristisch überprüft. Hoffen wir, dass die in absehbarer Zeit erscheint, damit auch in Deutschland "mein Kampf" als kommentierte Gesamtausgabe erscheinen kann.
    Jedem dürfte außerdem klar sein, dass das Internet solche Texte zu Hauf anbietet und rechte Kreise problemlos auf solches Propagandamaterial zugreifen können. Dies gibt es alles in unseren Nachbarländern. Die Begründung des Freistates zum Schutz der Bevölkerung vor brauner Propaganda sind mehr als fadenscheinig. Deutschland sollte aufhören, seine Geschichte zu zensieren. Nur ein offener Umgang mit Ihr und den Dokumenten dieser Zeit erlauben ein umfassendes Verständnis. Historische Zensur sollte nicht ein Merkmal unserer Demokratie sein. Die Gründerväter der Bundesrepublik wollten disen Zustand verständlicherweise mit garantierten Grundrechten überkommen...

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